Sonntag, 30. Juli 2023

Der Himmel


"Was nur tun?", fragt sie sich,
dem Himmel zugewandt.
"Find' nächtelang schon keine Ruh,
oh lieber Himmel, lass nicht zu,
dass all mein Sein verkannt.


Oh, lieber Himmel, tu doch was,
ich habe mich verrannt."


"Wo mit mir hin?", grübelt er,
den Himmel ruft er an.
"Die Zeit, sie eilt so schnell dahin,
ich such so sehr nach einem Sinn,
der mich erfüllen kann.


Oh Himmel, bitte sag mir doch,
wenn nicht jetzt, wann dann?"


Die Zeit, sie rennt tagein, tagaus.
Sie bettelt und er fleht.
Ein Zeichen braucht’s, ein Flüstern nur,
der Himmel jedoch sträubt sich stur
und Tag um Tag vergeht.


Er ist verzweifelt, sie betrübt,
vielleicht ist es zu spät.


Und eines nachts ganz unverhofft,
da zieht ein Sturm heran.
Der Himmel finster, aufgewühlt,
schon bald die Straßen weggespült,
kämpft jede Frau und jeder Mann


ums blanke Überleben nur,
auf das man sich besann.


Ein letzter Blitz, ein sanftes Beben,
vorüber ist der Sturm.
Durch dichte Wolken drängen sich
nun Sonnenstrahlen königlich.
Dem Himmel sei vergeben.


Er atmet auf, sie lächelt still.
"Oh Glück, wir sind am Leben."



© Nicole Schönfeld 2023